Perspektiven statt No future!
von Meret Schneider
Die Europawahl liess Medienschaffende wie Bevölkerung leicht ratlos zurück: Zwar zeichneten Umfragen und Erhebungen im Vorfeld den Rechtsruck und die zunehmende Polarisierung der gesellschaftlichen Stimmung bereits vor, wenn dann aber offiziell rechtsradikale Parteien wie eine AFD derart zulegen und europaweit rechtsextreme Positionen salonfähig werden, macht das sprachlos. Woran liegts? Die Resignation der Engagierten oder die Rache der Enttäuschten? Fragen, denen wir uns auch in der Schweiz annehmen müssen.
Wenngleich wir unser Brot mit Franken, statt mit Euros zahlen und uns in der Schweiz von Geschehnissen im europäischen Raum gern unbeeindruckt lassen: Die Europawahl und der Ruck Richtung rechtsextremer Parteien und Polarisierung der Debatte ging auch hierzulande durch Mark und Bein. Der Wahlkampf war geprägt von gezielten Provokationen, wenig inhaltlicher Debatte und einer Polarisierung des Diskurses, die sich auch in der Schweiz zunehmend niederschlägt. Der europaweite Vormarsch von Parteien, die auf wenig demokratischem Grund und Boden stehen und die Abnahme der Bereitschaft, inhaltliche Positionen zu diskutieren, statt unhinterfragt in populistische Parteiparolen einzustimmen, gibt Anlass zu Besorgnis. Auch in der Schweiz lässt sich diese Grundstimmung zwischen kurzzeitig aufflammender Empörung und weitgehender Resignation in Bezug auf die Gestaltung unserer Zukunft beobachten. Nach einer Yes-we-Can-Aufbruchstimmung in Bezug auf die Bewältigung des Klimawandels 2019 folgt nun angesichts der multiplen Krisen und dem Gefühl fehlender Selbstwirksamkeit nicht die Great Regression, sondern die Great Resignation. Doch woher kommt diese gesellschaftliche Stimmung und wie begegnen wir ihr konstruktiv? Eine brandaktuelle, im Juni 2024 publizierte Studie der Konrad Adenauer Stiftung zum Wahlverhalten und der Stimmungslage in Deutschland bringt auch in Bezug auf Ursachenforschung und Erhebung des Status Quo in der Schweiz Aufschluss - klar, ein Cervelat ist keine Currywurst, aber so fern sind wir uns nicht, wir und die Deutschen.
Den ganzen Bericht von Meret gibt es auf unserem Linkedin-Profil.
Unsere Autorin
Meret Schneider ist Linguistin, Kommunikations- und Umweltwissenschaftlerin und arbeitet als Projektleiterin für das Kampagnenforum. Davor war sie Nationalrätin des Kantons Zürichs, hat als Co-Geschäftsleitung einer NPO die Initiative gegen Massentierhaltung mitinitiiert, die Kampagne begleitet und war in verschiedenen Bereichen der landwirtschaftlichen Praxis tätig. Heute ist sie ausserdem freischaffende Journalistin und schreibt wöchentliche Kolumnen für Moneycab sowie Gastbeiträge für Nau.ch.