VUKA oder VUCA?
Alle sprechen von Veränderung, Digitalisierung, Führen ohne Hierarchien, veränderte Rollen und Agilität. Ein Sturm im Wasserglas oder die logische Folge von VUKA?
VUKA steht für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität, also Vieldeutigkeit. Der Begriff wurde, wie so viele, aus dem Militär entliehen und wurde ursprünglich angewandt, um die Veränderungen der Welt nach dem Kalten Krieg einzuordnen. Der Begriff selber und auch der Ursprung dessen ist wohl eher furchteinflössend.
«Vom Philosophen Günther Anders, der sich selbst einmal als einen ontologisch Konservativen bezeichnete, stammt der Gedanke, dass es nicht unsere Aufgabe sei, die Welt zu verändern – denn dies geschehe ohnehin in einem atemberaubenden und oftmals destruktiven Tempo –, sondern es gehe darum, sie zu bewahren.»[1] Von solch einem Konservativismus sind wir heute weit entfernt. Der Zeitgeist, der die «Veränderung» – wie etwa die «Reform» – durchwegs positiv besetzt – ist vor allem auch in grösseren Unternehmen allgegenwärtig. Alles, was an Bewahren, Erhalten, Beharrlichkeit oder Tradition erinnert, wird für verdächtig erklärt. Veränderung steht dann generell für einen modernen Begriff, für die Überwindung des Alten und die Etablierung des Neuen. Wer die Veränderung proklamiert, ist deshalb vor Kritik einmal sicher, denn niemand will im Geruch stehen, an Herkömmlichem festzuhalten.
«Veränderungen begünstigen nur den, der darauf vorbereitet ist.» Dieses Zitat wird Louis Pasteur zugeschrieben und man könnte meinen, er hätte es erst kürzlich geäussert, so aktuell ist es auch noch heute. Wir sollten anfangen, uns auf die Veränderungen vorzubereiten und uns aktiv mit der VUKA-Welt auseinander zu setzen. Wer im Augenblick den Kopf in den Sand steckt, verschafft sich keinen Überblick und verliert die Orientierung in dieser volatilen, ungewissen, mehrdeutigen und komplexen Welt.
In der Sprache der Zulu steht «Vuka» als Wort übrigens für «aufwachen» im Sinne von:
- Lernen
- Wissen erwerben
- Bewusstsein erweitern
- Kreative Anpassung
Passender könnten sich VUKA und Vuka kaum gegenüberstehen. Während die Abkürzung «VUKA» das Problem beschreibt, steht das Zulu-Wort für die Lösung.
Entscheidend ist wie wir an unvermeidbare Entwicklungen herangehen, um damit klar zu kommen. Es ist egal, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Wichtig ist, was einem dazu einfällt – zum Beispiel es nachzufüllen. Es geht um den Wandel, Spass und Freude zu haben, neue Dinge kennenzulernen oder daran, Lösungen für (komplexe) Probleme auszutüfteln. Ob man sich Angst machen lässt oder nicht, ist ganz entscheidend dafür, wie man an die Zukunft herangeht. Veränderung oder eben der Wandel ist Teil unseres Lebens. Im Gegensatz zu Veränderung würdigt der Wandel auch die Vergangenheit: denn Zukunft hat Herkunft. Zurückschauen, hinschauen und wertschätzen was war und sich freuen was ist und sein kann.
Auf die Arbeitswelt angewendet sind wir es gewohnt, uns mit Veränderungen zu arrangieren. Es ist wichtig zu fokussieren, in dem man sein Wissen und Können erweitert, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. Mit Menschen reden, anstatt sich ins stille Kämmerlein zurückzuziehen. Über den Tellerrand hinausschauen, um Trends zu erspüren und diese aktuell zu erkennen.
Es lohnt sich genau hinzuschauen, was diese «Megatrends» mit uns machen und wie sich Veränderung und Wandel anfühlt. Für Individuen damit auch für Organisationen im grösseren Kontext. Chancen erkennen und sich nicht von vermeintlich oder eben doch grossen Würfen verunsichern lassen: Mut und Glaubwürdigkeit ergänzen sich.
[1] Liessmann, Konrad Paul: Verkürzte Veränderung, NZZ, 8.11.2017, [Stand: 15.01.2018].