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Quartierzentrum Schütze, Eingang C Heinrichstrasse 238,
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Sonntag 26. Januar 2025, 18 h
Palästinensisches Essen ab 17 h
Der Schriftsteller Atef Abu Saif präsentiert und diskutiert seinen bereits vor dem Krieg von 2014 auf arabisch und 2024 übersetzt von Hartmut Fähndrich auf Deutsch erschienen Roman "Leben in der Schwebe".
Atef Abu Saif, 1973 in einem Flüchtlingscamp in Dschabaliya am Gazastreifen geboren, ist Forscher am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz, ehemaliger palästinensischer Kulturminister (2019 – 2024) und Schriftsteller.
Er lehrte Politikwissenschaften an der Al-Azhar Universität in Gaza und ist Chefredakteur für das Magazin Siyasat, herausgegeben vom Institut für öffentliche Politik in Ramallah. Als Autor veröffentlichte er bereits zahlreiche Romane, die teilweise in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Seine Romane „A Suspended Life“ (dt. „Leben in der Schwebe“) (2014) und „Hajji Christina“ (2016) standen beide 2015 und 2016 in der engeren Auswahl des International Prize for Arabic Fiction.
Abu Saif ist Autor von sechs Romanen, Mitherausgeber mehrerer Anthologien und hat bereits 2014 ein Kriegstagebuch über den damaligen Angriff Israels auf Gaza geschrieben, das 2015 im Unionsverlag auch auf Deutsch erschien (Frühstück mit der Drohne. Tagebuch aus Gaza).
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Leben in der Schwebe
Der etwa 60 jährige Naîm ist Inhaber eines Copy-Shops, in dem Poster von Gefallenen („Märtyrern“) produziert werden. Als er im Jahr 2011 durch einen Blindgänger getötet wird, entsteht zwischen seinem Sohn Salmân, und seinem Neffen Nasr, eine Debatte, ob Naîm Held oder Opfer ist – eine Grundsatzdebatte, die das ganze Buch durchzieht.
Später kommt es zu heftigen Zusammenstößen zwischen der Bevölkerung des Lagers und der Gaza-Verwaltung, als es um die Bebauung des Hügels geht, auf dem u.a. Naîms Haus steht. Diese Zusammenstöße zeigen den Versuch der Gesellschaft, sich gegen die wachsende Machtclique zu wehren, die sich nicht scheut, auch die Religion mittels mehr oder weniger Gewalt in ihre Dienste zu nehmen.
Der Roman ist ein interessantes und eindrucksvolles „Dokument“ des Palästina-„Problems“ vom besonderen Blickwinkel des Gazastreifens aus.
Dieser Roman ist im Jahre 2014 erschienen. Er steht also in keinerlei unmittelbarem Zusammenhang mit den Ereignissen in Gaza und anderswo in Palästina/Israel seit Anfang Oktober 2023. Dabei werden im Rahmen einer Art Familienroman die entstehenden Strukturen gezeigt, von manchen begrüßt, von anderen ertragen, von wieder anderen bekämpft. Dabei schont der Autor wohl keine Seite: die naiven Mitläufer werden ebenso kritisiert wie die Profitler oder die Widerständler. Es wird die unerbittlich, unaufhaltsam weiterschreitende Etablierung des neuen Machtapparats gezeigt.
Aus dem Arabischen übersetzt von Hartmut Fähndrich
Heinrichstrasse 238
8005 Zürich
Schweiz